Fair Trade und Islam

Seit dem 09. September 2011 stehen im gemeindeeigenen Bücher- und Infoladen des IIS e.V. fair gehandelte Produkte im Regal. Damit sind wir Deutschlands erste Moscheegemeinde, die nicht nur fair gehandelte Produkte verkauft, sondern gleichzeitig sich gemeindeübergreifend für den Fairen Handel aus tiefer Überzeugung stark macht.

Gerechtigkeit, Güte und Barmherzigkeit sind zentrale Bestandteile des Islams. Gott, Der Erhabene, hält den Menschen an zahlreichen Stellen im Koran dazu an, diese edlen Eigenschaften in sich zu erziehen:

„O ihr Gläubigen, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Allah, auch dann, wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte geht. Obder eine reich oder arm ist, so ist Allah beiden näher; darum folgt nicht der persönlichen Neigung, auf dass ihr gerecht handeln könnt. Und wenn ihr aber (die Wahrheit) verdreht oder euch von (der Wahrheit) abwendet, so ist Allah eures Tuns kundig.“ (Sure 4 „Die Frauen“; Vers 135)

„Wir haben ja Unsere Gesandten mit den klaren Beweisen gesandt und mit ihnen die Schrift und die Waage herab kommen lassen, damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten.“ (Sure 57 „Das Eisen“; Vers 25)

„Allah gebietet Gerechtigkeit, gütig zu sein und den Verwandten zu geben; Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Gewalttätigkeit. Er ermahnt euch, auf dass ihr bedenken möget.“ (Sure 16 „Die Bienen“; Vers 90)

Besonders in Bezug auf gerechten Handel teilt uns Gott im Koran mit:

„Wehe denen, die das Maß verkürzen, die, wenn sie sich von den Leuten zumessen lassen, volles Maß verlangen, aber weniger geben, wenn sie ihnen zumessen oder auswiegen. Glauben diese etwa nicht, dass sie auferweckt werden an einem gewaltigen Tag, dem Tag, an dem die Menschen vor dem Herrn der Welten stehen?“ (Sure 83 „Die das Maß kürzenden“; Verse 1-6)

Der Islam verbindet den Handel mit Gerechtigkeit, aber auch ausdrücklich mit Güte und Barmherzigkeit. Ganzheitliche Barmherzigkeit ist zentrales Merkmal der Botschaft des Islams:

„Und wir haben dich [Muhammad] nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.“ (Sure 21 „Die Propheten“; Vers 107)

Der Prophet Muhammad (Segen und Frieden auf ihm) sagte bezüglich des gütevollen Handels:

„Möge Allah demjenigen Gnade gewähren, der großmütig bleibt, wenn er verkauft, kauft und wenn er sein Recht fordert.“ (Überliefert durch Bukhari)

Stets geht der Wert der Gerechtigkeit mit Wahrhaftigkeit einher. So sagte der Gesandte Gottes (Segen und Frieden auf ihm):

„Der Käufer und der Verkäufer haben die Wahl, von ihrem Geschäft zurückzutreten, solange sie noch nicht auseinanderge gangen sind. Sollten sie aufrichtig zueinander gewesen sein und alles offengelegt haben, so wird Segen in ihr Geschäft gelegt. Doch sollten sie etwas verschwiegen oder Unwahres gesagt haben, so geht der Segen ihres Geschäfts damit verloren.“ (Überliefert durch Bukhari und Muslim)

„Ihr seid nicht eher gläubig, bis ihr euch für euren Bruder das wünscht, was ihr für euch selbst wünscht.“ Mit diesen wenigen Worten fasste der Prophet Muhammad (Segen und Frieden auf ihm) den Geist des gerechten Handel(n)s pointiert zusammen. Die Auswahl der koranischen und prophetischen Überlie- ferungen macht deutlich: Der Islam ist darum bemüht, den Menschen zu einem selbstverantwortlichen Konsumenten zu erziehen und ein Bewusstsein zu schaffen, das Gerechtigkeit, Güte und Barmherzigkeit beim Handel(n) in das Zentrum eines jeden zwischenmenschlichen Miteinanders stellt.

Mögen diese wenigen Worte Anlass dazu sein, unseren gelebten Islam und Fair Trade wieder Hand in Hand gehen zu lassen.


Frankfurt, der 9.11.2011

Autor: Mohammed Naved Johari, Diplom-Sozialpädagoge

Der Text ist ebenso in gleichnamiger Broschüre Erschienen: Fair Trade und Islam