Stellungnahme zu Extra-Tipp Artikel "Mit dem Koran ins Altersheim"
Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion des RheinMain Extra Tipp,
das Titelbild (eine betagte Person mit Gesichtsschleier) wie auch die Überschrift „Weil viele muslimische Familien ihre Senioren nicht mehr pflegen", empfinde ich als äußerst unpassend.
Dies insbesondere deswegen, weil die dazugehörigen Artikel auf Seite 2 wie 3 sehr differenziert sind.
Durch die Verwendung des Gesichtsschleiers im Zusammenhang mit Senioren (!) bediente sich Ihr Blatt eines Mittels der Regenbogenpresse. Der im hiesigen Kulturkreis negativ behaftete Gesichtsschleier, da rechtlich in einigen Ländern Europas verboten wie auch aus weiteren Gründen, wird, ohne dass es einen praktischen oder theologischen (das Tragen des Kopftuches für betagte Frauen ist im Koran nicht verlangt) Anlass gibt, im Zusammenhang mit Senioren in Pflegeheimen verwendet.
Auch passt die Überschrift nicht „Weil viele muslimische Familien ihre Senioren nicht mehr pflegen", da es in Wirklichkeit nicht mit der Religion, bzw. Religiosität der Familien zusammenhängt, sondern, wie in den Artikeln auf den Seiten 2 und 3 erwähnt, mit der schwindenden Großfamilienstruktur.
Weiterhin könnte durch die von Ihnen gewählte Überschrift der Eindruck entstehen, dies ist ein Vorwurf an muslimische Familien.
Passender wäre also gewesen: „Weil muslimische Großfamilien schwinden, werden viele Senioren nicht mehr zuhause gepflegt."
Es entsteht bei mir daher der Eindruck, dass entweder islam- und muslimfeindliche Einstellungen zu der Verwendung dieser Mittel führten, oder aber mangelnde, jedoch in ihrem Beruf notwendige, einschlägige Sensibilität ausschlaggebend war. Ich gehe vom Guten im Menschen aus, deswegen dieses Schreiben um erwähnte Sensibilität zu fördern.
In Erwartung Ihres Feedbacks.
Mohammed Naved Johari
Diplom- Sozialpädagoge
Ergänzung des Autors: Leider gab es bisher (21.02.13) kein Feedback der Redaktion, so dass wir dieses weiterleiten könnten.
Ausschnitt aus dem Deckblatt des Extra-Tipp, das zur Stellungnahme führte