Danksagung
Liebe Mitmenschen und Geschwister; KooperationspartnerInnen und BesucherInnen,
persönlich, als Öffentlichkeitsbeauftragter meiner Moscheegemeinde wie auch als Sprecher anderer MuslimInnen, die sich von mir repräsentiert fühlen, bedanke ich mich bei der Integrationsdezernentin Sylvia Weber für Ihre Initiative und Stellungnahme Frankfurter Muslime dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden! vom 04.11.2020.
In ihrer Stellungnahme hat Stadträtin Sylvia Weber betont im Fettdruck wiedergegeben:
„Frankfurter Muslime haben nichts mit den Terroranschlägen in Paris, Nizza oder Wien zu tun und dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt werden!“
Im weiteren Verlauf distanziert sich Sylvia Weber „von jeglichen Äußerungen, die Frankfurter Musliminnen und Muslime in Mithaftung für die Terroranschläge nehmen und eine Stellungnahme von Gemeinden oder einzelnen Mitgliedern verlangen“ und erklärt „Es ist völlig unangebracht, wenn nun führende Politiker Musliminnen und Muslime auffordern, sich gegen Terror auszusprechen oder sich von Demonstrationen zu distanzieren, mit denen sie nichts zu tun haben.“ Eine solche Forderung wird in der Sondermeldung nicht nur als falsch bezeichnet, sondern auch als Faktor für antimuslimischen Rassismus und Spaltung der Gesellschaft abgelehnt.
Die Aufklärungsarbeit der muslimischen Community innerhalb der Gemeinden, in den sozialen Medien und auch in der Presse wird von der Integrationsdezernentin nicht nur anerkannt, Integrationsdezernentin Sylvia Weber verlangt hierfür Anerkennung und fragt kritisch „Warum wird das nicht gesehen?“ Dabei verweist sie durch eine rhetorische Frage auf eine vorherrschende Doppelmoral, die im Hinblick auf die Anschläge in Christchurch und Hanau bei einigen deutlich wird: „Wo waren die Rufe nach einer Distanzierung (…)?“[1]
Vielen Dank für diese klaren und mutigen Worte geehrte Stadträtin und Integrationsdezernentin Sylvia Weber!
Kommentar
Tatsächlich befinden wir Muslime uns im 20. Jahr unseres Marathons der Aufklärungs-, Dialogs- und Friedensarbeit. Dieser Marathon beinhaltete viele Sprints: Moscheeführungen, Podiumsdiskussionen, Hintergrund- und Einzelgespräche, schriftliche allgemeine Erklärungen, ausführliche religionswissenschaftliche Herleitungen wie auch ereignisbezogenen Stellungnahmen.
Bemühungen die allzu oft ignoriert und manchmal auch nicht ernst genommen wurden.
Doch auch der bessere Fall, nämlich den der Wertschätzung unserer Arbeit. ging nicht immer mit einer Kommunikation unserer Haltungen und Aktivitäten einher. Ein Beispiel aus dem Jahr 2005 mit Fotos wird diesen Beitrag abschließen.
Für all diejenigen, die dies noch nachholen wollen; Eine islamische Verurteilung von Mord und Terror (ein weiteres Mal) verlinkt zum Weiterleiten. Die Stellungnahme besteht aus Quran-Aussagen, Prophetenworten und erläuternden Kommentaren der muslimischen klassischen Gelehrsamkeit:
Vertragstreue & Vertrauenswürdigkeit:
https://www.monajo.de/wp-content/uploads/2017/09/Gastbeitrag_S.-AbdulHaqq_Vertragstreue-Vertrauensw%C3%BCrdigkeit.pdf
Innerhalb weniger Jahre hat unsere gemeinnützige Gemeinde Islamische Informations- & Serviceleistungen e.V. dokumentiert mit über 250 InstitutionsvertreterInnen und 3500 nicht-muslimischen BesucherInnen interagiert.
https://www.iisev.de/startseite/die-referenzen-des-iis-2011-2018/
Dabei haben wir nur einen Bruchteil an BesucherInnen innerhalb von Moscheeführungen wie beispielsweise die wunderschöne Abu Bakr Moschee im Frankfurter Viertel Hausen.
Unter den InstitutionsvertreterInnen und BesucherInnen gab es auch MultiplikatorenInnen wie LehrerInnen und SozialarbeiterInnen, die von der Aufklärungsarbeit der muslimischen Gemeinden und Dachverbände nichts mitbekommen haben; teilweise die Dachverbände gar nicht kannten.
Hier auf die Big Player innerhalb der Massenmedien zu zählen um die wertvollen Beiträge der Moscheegemeinden innerhalb des interreligiösen Dialogs, der Sozialen Arbeit, der Stadtteilarbeit, der Dienstleistungen für Universitäten und StudentInnen, Medienschaffende, NROs und MSOs zu beleuchten und weiter zu tragen würde der Eigendynamik der Medienwelt nicht gerecht werden. Ein Marathon im Hamsterrad für die vor allem ehrenamtlich aktiven innerhalb der muslimischen Gemeinden.
Deswegen ist es wichtig, dass gesamtgesellschaftlich die Beiträge und Positionen der Frankfurter Moscheegemeinden (im Frankfurter Kontext gesprochen) anerkannt und auch von den Multiplikatoren innerhalb der Behörden, Kirchen, Institutionen der Sozialen Arbeit und Zivilgesellschaft kommuniziert, also weitergetragen werden.
In diesem Sinne hat nun die Integrationsdezernentin Sylvia Weber einen besonderen Meilenstein gesetzt; ein Meilenstein von dem zu hoffen ist, dass er eine positive Zäsur darstellt; den Anfang einer Zeit, in welcher MuslimInnen nicht mehr Spießrutenläufe durchmachen müssen und auch nicht mehr an den Pranger gestellt werden. Eine Gesellschaft, in der Christ(inn)en, Atheist(inn)en, Juden und Jüdinnen, Buddhist(inn)en, Sikhs wie auch MuslimInnen und weitere Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsgemeinschaften gleichermaßen behandelt werden, indem sie nicht durch die Untaten weniger definiert werden.
Vielen Dank für diese klaren Worte geehrte Stadträtin und Integrationsdezernentin Sylvia Weber!
Mit friedlichen, dialogischen und brückenbauenden Grüßen
Mohammed Johari
Dr. Mohammed Naved Johari
Diplom- Sozialpädagoge
M.A. Islamic Studies (GB)
M.A. Interreligiöser Dialog (AT)
M.A. Management
Bereichsleitung Öffentlichkeitsarbeit & Soziales
Mobil: 0049 (0) 179 67 151 47
Email: dialog@iisev.de
Islamische Informations- & Serviceleistungen e.V. (gemeinnützig)
Mainzer Landstraße 116
60327 Frankfurt am Main
Infoladen: 069 – 74 38 68 25
Homepage: www.iisev.de
Die Friedensmahnwache am Römer 2005
Die Mahnwache gegen Angriffskriege und Terror am Frankfurter Römer im Jahr 2005 (!) wurde von den folgenden muslimischen Gemeinden auf eigene Initiative hin veranstaltet (in alphabetischer Reihenfolge):
- Bangladesch-Islamisches Zentrum Frankfurt
- Emir Sultan Moschee Darmstadt
- Islamische Föderation Hessen
- Islamische Informations- und Serviceleistungen e.V. IIS
- Islamische Religionsgemeinschaft Hessen
- Islamischer Verein e.V. Tarik ben Ziad Moschee Frankfurt
- Islamisches Zentrum Frankfurt
- Kooperationspartner: Interreligiöser Dialog und Weltanschauungsfragen in Frankfurt beim Evangelischen Dekanat Frankfurt Nord
- Muslimischer Arbeitskreis Hanau
- Orientbrücke Marburg e.V.
- Türkischer Kultur- und Bildungsverein Höchst
Unsere Gemeinde hat eine Rede und ein Friedensgebet zu Mahnwache beigetragen:
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Erster Vorsitzender des Islamische Informations- & Serviceleistungen e.V. Dieter Becker & Imam Dr. Mohammed Naved Johari: Weitere Ansprachen u a. von: Dr. Albrecht Magen, Dezernent für Integration der Stadt Frankfurt; Kordula Schulz-Asche, Landesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen; Pfarrerin. Hega Trösken, Pröpstin der Evangelischen Kirche für den Propsteibereich Rhein- Main; Dr. Stefan Scholz, Katholische Kirche & Petra Kunik, jüdische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
[1] Kirchen haben sich nicht angesprochen gefühlt, Stellung zu beziehen (zurecht, wie ich meine) auch wurden Kirchen nicht aufgefordert, sich von den Anschlägen zu distanzieren