Geschlagen, verbrannt und erstochen
Die Mär von den friedlichen Mönchen: Augenzeugenberichte vom Meiktila-Massaker. Aufgezeichnet von Assed Baig
(AssedBaig.com). Berichte dessen, was sich in der Stadt Meiktila im Zentrum von Burma (heute auch: Myanmar) ereignete, kommen langsam ans Licht der Öffentlichkeit. Binnenflüchtlinge beginnen, von ihren Erlebnissen zu berichten und beschreiben der Welt, was sie mit eigenen Augen gesehen haben.
„Sie schlugen ihn direkt vor mir. Ich musste zusehen. Ich sehe es immer noch vor mir.“ Noor Bi weint, während sie erzählt, wie ihr Ehemann und ihr Bruder vor ihr ermordet wurden, bevor sie aus Meiktila fliehen konnte.
Der dortige Mob war der Polizei zahlenmäßig überlegen. Diese war unfähig, die muslimische Minderheit in der Stadt zu beschützen. Die 26-jährige ist jetzt Witwe und hat einen 3-jährigen Sohn. Als sie ihre Geschichte und ihre Erlebnisse erzählt, fangen die Menschen, die sich in einem behelfsmäßigem Lager in einer muslimischen Schule von Yindaw gesammelt haben, an zu weinen. Ausgewachsene Männer kommen die Tränen, als sie von ihrem Leid berichtet.
„Immer wieder wurden sie geschlagen. Mein Ehemann und mein Bruder waren noch am Leben, als sie in die Flammen geworfen wurden. Sie wurden lebendig verbrannt.“ Tränen laufen über ihr Gesicht, während sie mit ihrem Bericht fortfährt. „Sobald sie fertig waren, befahlen sie uns, dass wir uns vor ihnen niederwerfen sollten. Wir verbeugten uns aber in Richtung Mekka. Daraufhin schlugen sie uns.“
Noor hält inne und sie scheint zu zögern, den nächsten Teil dessen zu erzählen, was sie erleiden musste. „Die Polizei bat die Mönche und den Mob, uns nicht mehr zu schlagen. Sie würden sicherstellen, dass wir uns vor den Mönchen niederwerfen würden.“ Die Gesichter der anderen Zuhörenden zeigen deutlich die Abscheu vor dem, was sie zu berichten hatte.
„Sie verlangten von uns, dass wir sie anbeten sollten. So erlebten wir diesen Tag.“ Sie schaut auf den Boden und nimmt mit niemandem Augenkontakt auf. Niemand hier macht ihr Vorwürfe. Muslime werfen sich im Gebet nur vor Allah nieder, aber dies war eine Frage von Leben und Tod. Die Binnenflüchtlinge um Noor – Männer und Frauen, Junge und Alte, und alles Muslime – verstehen dies besser als jeder andere.
Diese Mönchen waren jung. Noor Bi wurde sogar noch geschlagen, als sie ihren Sohn hielt, worauf dieser zu Boden fiel. Er wurde von einer buddhistischen Frau beschützt, die ihn an sich nahm. Die 15 Frauen wurden mit einem Polizeilaster in eine Polizeistation gefahren. Die Polizisten sagten ihnen, sie sollten ruhig sein, denn sie müssten wieder ausrücken und andere retten.
Noor Bis Bericht ist kein Einzelfall. Der 16-jährige Muhammad (Name aus Sicherheitsgründen geändert) musste zusehen, wie seine Freunde vor seinen Augen ermordet wurden.
Die Gewalt begann am 20. März, nachdem ein scheinbarer Streit vor einem Goldgeschäft dazu führte, dass ein Mob mörderischer Buddhisten die muslimische Minderheit von Meiktila angriff. Muhammad und seine Mitschüler versteckten sich, als buddhistische Mönche ihr Internat niederbrannten. Es war 9.30 Uhr am folgenden Morgen, als die Polizei mit drei Lastwagen kam, um die Schüler in Sicherheit zu bringen.
Seine Augen sehen müde aus. Er erzählt mir, dass er nicht gut schlafen kann und erst letzte Nacht wieder Alpträume gehabt hatte. „Die Buddhisten versperrten uns den Weg durch den Stadtteil, sogar mit einer Polizeieskorte. Wir mussten versuchen, sie zu umgehen. Aber es gab nicht genug Polizei zu unserem Schutz.“ Der Schmerz zeigt sich in seinen Augen.
„Wir mussten die Hände über unsere Köpfe nehmen, unsere Köpfe beugen und die Mönche ehren“, berichtet Muhammad und legt seine Handflächen zusammen, um zu zeigen, was sie tun mussten. „Dann griffen sie uns an. Ich beobachtete die Ermordung meiner Freunde.“
„Sie zerrten Abu Bakr herunter, als er versuchte, auf den LKW zu klettern. Nachdem sie ihn verprügelt hatten, wurde er noch lebendig in die Flammen geworfen. Er stand wieder auf und sie stießen ihm ein Schwert in den Magen.“ Muhammad atmet tief ein und seine Hände sind ineinander verknotet.
„Ich kann es immer noch hören und sehen.“ Neben ihn sitzt und steht seine Familie, um ihn zu stärken. Sein Onkel hat die Hände auf seinen Rücken gelegt und versucht, die Leiden des Jungen erträglicher zu machen.
100 Leute seien zu den LKWs der Polizei gelaufen. Am Ende wurden 25 Schüler und vier Lehrer ermordet, geschlagen, erstochen und lebendig verbrannt. 71 haben überlebt, aber sie sind für den Rest ihres Lebens gezeichnet. Es gibt Bilder, die diese Berichte bestätigen.
Es gibt viele andere Augenzeugenberichte, die den Schrecken dokumentieren, der in Meiktila stattfand und sie erreichen langsam den Rest der Welt. Wir müssen sicherstellen, dass sie nicht verlorengehen.
Weiterführende Informationen:
Human Rights Watch mit Satellitenbildern über das Massaker von Meiktila.
Berichte von Assed Baig finden sich auf AssedBaig.com. Dieser Bericht wurde durch rohingyajournalismfund.blogspot.co.uk möglich gemacht. Das Projekt für Crowd Funding hat ihn finanziert.
Quelle: IslamischeZeitung